Suff trifft Tanne! Der Zauber eines Massengeschenks

Als mein Bruder in die 2. oder 3. Klasse ging, mussten meine Eltern viel Wein trinken. Billigen Wein! Hier, im Land der Winzer und Rebstöcke! Aber sie kauften tapfer im Supermarkt den billigen Fusel im Glasballon (so heißt das, passen 5 l Wein rein), tranken ihn ein wenig, kochten mit ihm und schütteten ihn am Ende weg. Den Glasballon gaben sie meinem Bruder mit in die Schule- sie mussten ihn sogar hinbringen, weil: wer möchte, dass sein Kind mit einem Weinballon durch das Ort schlendert. Dann noch brauchte er eine Lichterkette. ABER: "nein, ich darf nicht sagen wofür!"

Wochen später schleppte mein armer Bruder den Riesenweinballon also wieder nach Hause und ein unförmiges Geschenk lag unter der Tanne! Überraschung: Eine Lampe! Wer hätte das gedacht. Mein Bruder, der Kunst und Basteln immer noch so sehr hasst, wie der Schnee die Wärme, hat noch unmotiviert in der Schule grüne und blaue Striche auf die Megaflasche gepinselt und durch die Lichterkette funkelte sie behaglich. Alkoholismus trifft Weihnachten!

Mein Bruder ist mittlerweile 21 und letztes Jahr hat meine Mutter das Monster aus der Küche verbannt. Vorher hat sie es nicht über das Herz gebracht. Es staubte knapp hinter der Mikrowelle.

Was ich sagen möchte: auf diese Weise, nachdem ich meine Mama jahrelang mit Kranzbildern aus Hülsenfrüchten, Windlichtern aus Ton oder Tieren aus Salzteig gequält habe, habe ich dadurch die andere Seite des stets liebevollen, aber doch manchmal verstörenden DIY-Geschenks erlebt.

Eine nette Freundin von mir und Mutter meines geliebten Patenkindes nennt dies Phänomen "Massengeschenke" und sie bastelt schon wieder mit ihren drei Minis Geschenke für alle Freunde und Familie. Diese Geschenke bewegen sich oft zwischen "Hurra!" und "Aha!", sind aber immer von Herzen. Ich möchte natürlich trotzdem auch dieses Jahr eins...


Dieses Jahr habe ich mir überlegt, wäre es doch nett, allen, zu denen man sagt "Wir schenken uns nichts" ein kleines Mitbringsel zu machen, ein Massengeschenk eben. Aber eines, das man essen kann, denn dann ist es schnell weg, wenn man es nicht mag. Oder man muss es wegschmeißen, weil es schon gammelig ist. Ein Geschenk mit natürlicher Entsorgungsgarantie. Kein "Wo hast du denn meinen Weinballon hingestellt?"- Fragen möglich.

Dazu habe ich ganz einfach Schokoladenhäufchen oder Herzen hergestellt. Schokolade geschmolzen, auf ein Backpapier gestrichen und bearbeitet. Zum Beispiel mit Zimtsternen. Oder weiße Schokolade mit Cranberries. Oder die Mama vom Mann mag dunkle Schokolade, also bekommt sie welche mit Salzflocken. Oder ich habe auf Vollmilchschoki Spekulatiuskrümel gestreut. Dann habe ich es in Pergament eingeschlagen, ein Stern aus einer alten Reclamausgabe ausgeschnitten- fertig!

Ich persönlich mag es etwas deftiger lieber, kann mir es gut mit Pistazien vorstellen... und für den weihnachtlichen Pfiff: etwas Zimt oder Lebkuchengewürz in die noch warme Schokolade geben.

Eine süße Adventszeit, Kerstin <3

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